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01.12.2014

Turbulenzen erschüttern Rohstoffmärkte

Am Montag ist es zu heftigen Turbulenzen an den Rohstoffmärkten gekommen. Betroffen von den ungewöhnlich grossen Schwankungen waren vor allem Silber, Erdöl, Gold, Kupfer und Erdgas, aber auch bei zahlreichen anderen Rohwaren kam es zu grösseren Preisbewegungen.

Herabstufung von Japans Bonität

Der Goldpreis war nach dem sehr klaren «Nein» der Schweizerinnen und Schweizer zur Goldinitiative am frühen Montagmorgen zeitweise um mehr als 2% auf 1142 $/Feinunze gefallen. Damit hatte Gold den tiefsten Stand seit drei Wochen erreicht und lag nur noch knapp über dem Vier-Jahre-Tief aus 2010. Seit dem Höhepunkt im März hat der Goldpreis rund 15% an Wert verloren, und die Bestände von Anlagefonds, die mit Gold unterlegt sind, befinden sich in der Nähe eines 5-Jahre-Tiefs. Im Tagesverlauf drehte der Preis für das gelbe Edelmetall dann aber um über 3% ins Plus und notierte am Abend knapp über 1200 $. Unter anderem die Abstufung der Bonität Japans durch die Rating-Agentur Moody's von «Aa3» auf «Aa2» beflügelte den Preis des Edelmetalls laut Marktbeobachtern.

Im Vorfeld der Abstimmung hatten Spekulanten stark auf die Stimmung in der Eidgenossenschaft geachtet. Eine Annahme der Goldinitiative hätte dem Preis vermutlich mittelfristig Schub gegeben, denn die Schweizerische Nationalbank hätte ihre Goldreserven massiv aufstocken müssen. Allerdings war bereits der letzte Freitag an den Edelmetallmärkten ein sehr schwacher Handelstag. Der Goldpreis war um 2,3% gefallen, und der Preis für Silber kollabierte gar um 4,9%.

Extreme Schwankungen beim Silberpreis

Die heftigen Turbulenzen beim Silberpreis setzen sich am Montag fort. Kurz nach Mitternacht stürzte der Preis für das weisse Metall von $ 15.50 kurzzeitig bis auf $ 14.29 um fast 8% ab. Während des Tages erholte sich der Wert von Silber jedoch dramatisch. Am Abend lag der Preis im Vergleich mit dem Freitagsschluss mit mehr als 6% im Plus bei $ 16.45.

Eine ähnliche Achterbahnfahrt erlebte der Erdölpreis. Die eklatante Schwäche infolge der letzten Opec-Entscheidung setzte sich am Montagmorgen mit Verlusten von fast 4% fort, bevor es zum grossen Umschwung kam. Gegen Handelsende notierte Erdöl der Sorte WTI bei $ 68.32 (+3,3%) und der Sorte Brent bei $ 71.90 (+2,5%). Laut Beobachtern haben auf Kredit spekulierende Marktteilnehmer die Situation erst verschärft und im Tagesverlauf sei es dann zu einem Short Squeeze gekommen.

Interventionen der SNB?

Der Franken schwächte sich am Montag gegenüber dem Euro geringfügig auf Fr. 1.2048 ab, erstarkte im Tagesverlauf dann aber wieder bis auf Fr. 1.2028 und schloss kaum verändert. In den vergangenen Wochen hatte sich der Franken immer weiter der Interventionsschwelle der SNB von Fr. 1.2000 für einen Euro genähert. Eine Annahme der Goldinitiative hätte möglicherweise dazu geführt, dass die SNB wieder unmittelbar und stark am Devisenmarkt hätte eingreifen und unlimitiert Euro kaufen müssen. Zum Dollar stieg die Schweizer Währung um 0,3%.

Die Experten der Bayern LB, der ehemaligen Bayerischen Landesbank, vermuten, dass die SNB in der vergangenen Woche wohl kurzzeitig am Devisenmarkt interveniert hat, wenn auch nur in geringem Umfang. Der Verlauf des Kurs-Charts untestützt diese Vermutung.

 

Quelle NZZ vom 1. Dezember 2014