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06.03.2014

Schweiz ist patentintensivstes Land Europas

Im vergangenen Jahr wurden 266 000 und damit so viele Patentanmeldungen eingereicht wie nie zuvor. Dies teilte das Europäische Patentamt (EPA) am Donnerstag in seiner Jahrespressekonferenz mit. Die Zahl der Anmeldungen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,8%. Rund ein Drittel der Anmeldungen stammten aus den mittlerweile 38 Mitgliedstaaten der Europäischen Patentorganisation, fast ein Viertel kamen aus den USA, 20% aus Japan, 8% aus China und 6% aus Südkorea. Erteilt wurden 66 700 Patente und damit ebenfalls leicht mehr als im Vorjahr.

Im Länder-Ranking führen die USA (64 967 Anmeldungen) vor Japan (52 437), Deutschland (32 022) und China (22 292). Die Schweiz liegt mit 7966 Anmeldungen weltweit an siebter Stelle, in Europa an dritter. Bezogen auf die Einwohnerzahl ist die Schweiz allerdings das patentintensivste Land. China hat sich in den vergangenen Jahren nicht nur kontinuierlich nach oben gearbeitet. Es ist mit einer Zunahme von 16,2% auch der Wachstumschampion. Nur Südkorea war mit einem Zuwachs von 14% ähnlich erfolgreich. Die USA oder Japan hingegen verzeichneten nur 2,8% beziehungsweise 1,2% mehr Patentanmeldungen. Dies ist laut EPA auch ein Beweis dafür, dass Chinas Firmen wie auch Politiker dem Schutz geistigen Eigentums mittlerweile eine grosse Bedeutung beimessen.

Die zum vierten Mal in Folge gestiegene Nachfrage nach Patentschutz in Europa sowie die starke Stellung europäischer Länder zeigen laut EPA-Präsident Benoît Battistelli klar, dass Europa ein erstklassiger Standort für Innovationen sei und dies auch weltweit so eingeschätzt werde. Die wirtschaftliche Bedeutung Europas zeige sich auch daran, dass hiesige Firmen in den patentintensiven Technologien stark vertreten seien. So führt zwar die koreanische Firma Samsung mit 2833 Patentanmeldungen das Firmen-Ranking an. Unter den Top Ten der anmeldestärksten Firmen befinden sich mit Siemens (Platz 2), Philips (3), BASF (5), Bosch (6) und Ericsson (10) fünf europäische Unternehmen. Der grösste Schweizer Patentanmelder war wie im Vorjahr ABB mit 455 Anmeldungen, vor Nestlé, Alstom, Roche und Novartis. Unter den Top 25 Schweizer Anmeldern befinden sich mit der ETH Zürich, der Universität Zürich und der EPF Lausanne auch drei Hochschulen.

Ebenfalls ein Zeichen für die Innovationsfähigkeit sowie die grosse Bandbreite der Aktivitäten europäischer Unternehmen ist die Tatsache, dass diese in neun der zehn anmeldestärksten Technologiefelder jeweils die meisten Patentanmeldungen einreichten. In der Medizintechnik, dem Bereich mit den meisten Anmeldungen, überholten die Europäer sogar die USA und konnten 41% der dort eingereichten Patentanmeldungen für sich verbuchen. Im Transportwesen, im Maschinen- und Turbinenbau einschliesslich sauberer Energietechnologien sowie in der Messtechnik stellten die Europäer jeweils mehr als die Hälfte aller Anmeldungen. Im Bereich Energietechnik war die ABB drittgrösster Anmelder hinter Siemens und Philips. Erwartungsgemäss belegt die Schweiz den Spitzenrang bei der Lebensmitteltechnologie. Nur im Bereich Computer lagen die Europäer hinter den anderen Ländern zurück.

Allerdings ist auch in Europa nicht alles Gold, was glänzt. Denn gerade der Bereich Computer verzeichnete mit 5% den stärksten Anmeldezuwachs. Im Bereich Maschinenbau gingen die Anmeldungen hingegen sogar um 8% zurück. Und auch einige der traditionell innovativen und wirtschaftlich starken Länder wie Deutschland (–5,4%), Grossbritannien (–3%), Italien (–2,7%) oder auch die Schweiz (–2%) reichten weniger Patentanmeldungen ein als im vergangenen Jahr. Wachstumsmotor ist hingegen Asien, drei Viertel der Anmeldezunahme entfielen auf Länder aus dieser Region.

Quelle NZZ vom 6. März 2014