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16.01.2014

Nach härterer Gangart der chinesischen Notenbank hat sich das Tempo der Kreditvergabe in China verlangsamt. Auch die Expansion der Finanzierungen von Schattenbanken scheint eingedämmt worden zu sein.

Neue Anzeichen für ein schleppendes Kreditwachstum in China unterstreichen die Erwartung, dass die Wirtschaft im Reich der Mitte auf einen gebremsten Wachstumstrend einschwenkt. Im Dezember kamen die staatlich dominierten chinesischen Geschäftsbanken auf ein Neukreditvolumen von 483 Mrd. Yuan (72 Mrd. Fr.), das deutlich unter den Erwartungen von etwa 600 Mrd. Yuan und dem Vormonatswert von 624 Mrd. Yuan liegt.

Für 2013 haben die Kreditinstitute eine für chinesische Verhältnisse moderate Expansion der Neuausreichungen um 8% auf 8,9 Billionen Yuan hingelegt. Dabei wird deutlich, dass die Zentralbank mit einer restriktiveren Geldmarktsteuerung für eine deutliche Bremswirkung gesorgt hat.

Laut Analytikern haben auch saisonale Faktoren, darunter erhebliche Verspannungen im Interbankenmarkt zum Jahresende hin, eine Rolle für die tiefen Neukreditvolumen im Dezember gespielt. Im Januar dürfte die Kreditvergabe wieder deutlich steigen. Zudem wird erwartet, dass die People's Bank of China 2014 eine eher neutrale geldpolitische Linie fährt. Die Währungshüter stehen in einem potenziellen Zwiespalt. Bei moderaten Inflationsraten gilt es, für genügend lockere monetäre Bedingungen zu sorgen, um das Wachstum stabil zu halten. Gleichzeitig soll auf wachsende Verschuldung und Finanzstabilitätsrisiken im Zusammenhang mit einer starken Aktivität der Schattenbanken eingewirkt werden.

Auf Ebene der Geldmengenaggregate ist indes keine sonderlich restriktive Linie zu spüren. 2013 expandierte die im Fokus stehende Geldmenge M2 um 13,6%. Mit einer Verknappung der Liquidität im Interbankenmarkt hatte die Notenbank unter anderem versucht, disziplinierend auf chinesische Kreditinstitute einzuwirken, die eine billige Refinanzierung am Geldmarkt zur Alimentierung von Schattenbankgeschäften genutzt hatten. Diese Initiativen zeigen auch auf Ebene der von der Zentralbank ausgewiesenen aggregierten Finanzierung, dem sogenannten Total Social Financing (TSF), Wirkung. Für 2013 kletterte das TSF-Volumen um 9% auf 17,3 Billionen Yuan, nachdem diese Grösse 2012 um alarmierende 23% gestiegen war. Dahinter stand eine kräftige Expansion von Anleihenfinanzierungen und ein erhöhtes Engagement von Schattenbanken.

Die Schattenbank-Ausreichungen wurden 2013 verdoppelt. Das Eingreifen der Zentralbank hatte zur Jahresmitte erhebliche Wirkung entfaltet. In der ersten Jahreshälfte hatten sich die Schattenbank-Ausreichungen gegenüber dem Vorjahr praktisch verfünffacht, legten aber im zweiten Halbjahr nur noch um 2% zu. Marktteilnehmer sehen dies als einen wichtigen Faktor, um die Finanzstabilitätsrisiken einzudämmen. Gleichzeitig wird aber auch befürchtet, dass der Rückzug negative realwirtschaftliche Effekte durch eine Unterversorgung mit Risikokapital für bestimmte Branchen zeitigen könnte.

 

Quelle NZZ vom 16. Januar 2014