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23.05.2014

Hewlett-Packard kämpft sich voran

Konzernchefin Meg Whitman konnte mit den am Donnerstagabend veröffentlichten Quartalszahlen bei den Aktionären einmal mehr an Vertrauen gewinnen, dass der einst am Umsatz gemessen weltgrösste IT-Konzern noch eine Zukunft hat. Die Aktien des an der Börse mit rund 64 Mrd. $ bewerteten Konzerns gingen am Freitag um über 6% fester aus dem New Yorker Handel; seit einem Jahr haben sie damit um gut einen Drittel zugelegt.

Whitman war vor rund drei Jahren zu HP geholt worden, nachdem diverse Personalwechsel an der Spitze der Firma und verfehlte Milliardenakquisitionen das Unternehmen aus Palo Alto im Gliedstaat Kalifornien aus der Spur geworfen hatten. Whitman hatte sofort einen auf mehrere Jahre anlegten Restrukturierungsprozess eingeleitet. Das so wichtige HP-Kerngeschäft, der Verkauf von PC, Druckern und deren Zubehör, der rund die Hälfe des Umsatzes und Betriebsgewinns ausmacht, steht aufgrund der Vormarsches von Smartphones und Tabletcomputern stark unter Druck. Und auch der Verkauf von Servern und Speichern, der zweitgrösste Umsatzträger des Konzerns, stottert, da Unternehmen diese Leistungen verstärkt aus der Cloud beziehen.

 

 

 

Whitman erklärte am Donnerstag, dass die Restrukturierung der angestammten Bereiche und die Investitionen in Wachstumsbereiche wie das Cloud-Computing, Software zur Datenanalyse und Netzwerktechnologien die angeschlagene Silicon-Valley-Ikone wieder zu einer Kraft machen würden, mit der man rechnen müsse. Während Whitman versucht, die Geschäftsbereiche neu auszurichten, tritt sie primär auf die Kostenbremse. Wie sie am Donnerstag ankündigt, sollen zusätzlich 11 000 bis 16 000 Stellen gestrichen werden. Der Konzern hatte bereits zuvor Entlassungen von 34 000 Mitarbeitern angekündigt. Ende des vergangenen Jahres beschäftigte HP rund 317 500 Mitarbeiter. Whitman hofft dabei auf Kosteneinsparungen von jährlich 1 Mrd. $.

Obwohl die Firma mitten in der Restrukturierung ist, präsentierte Whitman angesichts der schwierigen Marktlage vor allem dank den Rationalisierungsmassnahmen einigermassen passable Geschäftszahlen. Der Umsatz bildete sich im ersten Halbjahr um 1% auf 55,46 Mrd. $ zurück, während der Gewinn um 17% auf 2,7 Mrd. $ avancierte. Das PC- und Drucker-Geschäft erholte sich leicht. Der Umsatz stieg um 2% auf 28,36 Mrd. $ und der Betriebsgewinn um 11% auf 2,69 Mrd. $. Offenbar hatten sich viele Firmen dazu entschlossen, angesichts der Markteinführung einer neuen Version des Betriebssystems Windows von Microsoft gleich auch einen neuen PC zu kaufen. Whitman machte klar, dass der PC-Umsatz bei HP in den nächsten drei Jahren weiter schrumpfen werde. Der Umsatz mit Servern und Speichern («Enterprise Group») stagnierte bei 13,56 Mrd. $ und verbuchte einen Rückgang des Betriebsgewinns um 7% auf 1,97 Mrd. $.

 

NZZ vom 23. Mai 2014