Sie sind hier

02.09.2014

Euro-Inflation fällt auf 0,3 Prozent

Die Teuerung in der Europäischen Währungsunion stagniert beinahe, die Arbeitslosigkeit ist in vielen Ländern hoch. Das steigert die Erwartungen an die Europäische Zentralbank - schon wieder.

Die Preise in der Europäischen Währungsunion steigen kaum noch. Die Inflationsrate fiel im August auf 0,3 Prozent, teilte das Europäische Statistikamt Eurostat mit - dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2009, als die Preise infolge der globalen Finanzkrise im Schnitt sogar gefallen waren. Im Juli hatte die Jahresteuerung mit 0,4 Prozent nur wenig höher gelegen als im August.

Grund für die niedrige Teuerungsrate sind vor allem sinkende Energiekosten; sie gingen im Durchschnitt um 2 Prozent zurück. Klammert man diesen Posten aus, ergibt sich eine bereinigte Inflationsrate von 0,6 Prozent.

Staatsanleihekäufe?

Die immer geringere Teuerung und die schwache wirtschaftliche Entwicklung in beträchtlichen Teilen der Währungsunion lassen die Erwartungen an die Europäische Zentralbank (EZB) weiter wachsen. Die Euro-Währungshüter entscheiden das nächste mal am Donnerstag der kommenden Woche über die Geldpolitik - und Zentralbankchef Mario Draghi hatte gerade erst auf einer wichtigen Notenbanker-Konferenz in Amerika bekräftigt, dass sich die EZB mit allen Mitteln gegen wachsende Deflationsrisiken stemmen werde.

Dabei werden zurzeit unter Beobachtern vor allem zwei Maßnahmen debattiert: Ein Ankaufprogramm für Kredit-Verbriefungen, das die EZB selbst ins Gespräch brachte. Und der Ankauf von Staatsanleihen (QE) nach dem Vorbild der Notenbanken der Vereinigten Staaten und Großbritanniens - die Ökonomen der Commerzbank gehen mittlerweile davon aus, dass das kommt und nennen Anfang des kommenden Jahres als möglichen Zeitpunkt.

Die Regierungen Italiens und Frankreichs fordern schon länger, dass die EZB mehr tut, um die Wirtschaft anzukurbeln. Deutschland lehnt dies eher ab - erst am Donnerstagabend äußerte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble in Paris, dass die Euro-Notenbank aus seiner Sicht genug getan hat und nun die Regierungen am Zug sind, wenn es darum geht, mehr Wirtschaftswachstum in Europa zu erreichen.

Hohe Arbeitslosigkeit

Erst im Juni hatte die EZB neue Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die Konjunktur und die Teuerung zu stützen. Sie senkte dafür einen wichtigen Zins sogar unter null Prozent und kündigte außerdem ein neues Kreditprogramm für die Banken an, das zum ersten Mal im September angewendet werden wird.

Die EZB will verhindern, dass die Inflationsrate noch länger und weiter entfernt von jenen zwei Prozent verharrt, die sie als Preisniveaustabilität definiert. Seit vielen Monaten liegt die Teuerung deutlich niedriger, nicht nur in den von der Finanzkrise besonders betroffenen Ländern, sondern auch in Deutschland.

Mehr zum Thema

Unterdessen stockt die leichte Erholung auf dem Arbeitsmarkt der Währungsunion. Die Arbeitslosenquote für die 18 Euro-Länder verharrte im Juli auf 11,5 Prozent. Rund 18,4 Millionen Männer und Frauen waren im vergangenen Monat offiziell auf Jobsuche. Damit stieg die Zahl der Arbeitslosen gegenüber dem Vormonat etwas, sie sank aber verglichen mit dem entsprechenden Zeitraum vor einem Jahr um 725.000.

Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern: Am niedrigsten ist die Arbeitslosenquote nach vergleichbarer EU-Rechnung in Deutschland und Österreich mit 4,9 Prozent. Am höchsten ist sie in Griechenland (27,2 Prozent im Mai) und in Spanien (24,5 Prozent).

Deutlich höher ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Frauen und Männern, obwohl es auch hier Lichtblicke gibt. Rund 3,33 Millionen Jugendliche unter 25 Jahren hatten im Juli keinen Job und somit 226.000 weniger als im Vorjahr. Damit blieb die Arbeitslosenquote dieser Altersgruppe zum Juni unverändert bei 23,2 Prozent, einen niedrigeren Wert hatte es zuletzt vor rund zwei Jahren gegeben.

 

Quelle FAZ vom 2. September 2014