Sie sind hier

03.08.2013

Ernüchternde Zahlen vom amerikanischen Arbeitsmarkt

Die Erholung am amerikanischen Arbeitsmarkt dauert an, hat sich im Juli aber abgeschwächt. Das Arbeitsministerium meldete für den vergangenen Monat einen Stellenzuwachs von 162.000, nach 188.000 und 176.000 im Juni und Mai. Zugleich fiel die Arbeitslosenquote, die in einer gesonderten Haushaltsumfrage erhoben wird, von 7,6 auf 7,4 Prozent. Niedriger lag sie zuletzt im Dezember 2008, direkt nach Beginn der Wirtschaftskrise.

Amerikanische Volkswirte messen der Zahl der neuen Stellen üblicherweise mehr Bedeutung zu als der Arbeitslosenquote. Deren Fall gründet gut zur Hälfte darin, dass sich Arbeitssuchende wieder vom Arbeitsmarkt zurückzogen. Das stellt keine Verbesserung der Lage dar. Der Großteil der neuen Stellen entstand im privaten Dienstleistungsgewerbe, während das verarbeitende Gewerbe nach einigen Monaten des Stellenabbaus einen Zuwachs von 6000 Stellen meldete. Andere Indikatoren aus dem Arbeitsmarktbericht waren nicht ermutigend. Die Zahl der durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitsstunden ging auf 34,4 zurück, ebenso wie die durchschnittlichen Wochenlöhne 0,1 Prozent sanken.

In ersten Reaktionen waren Ökonomen unterschiedlicher Meinung, was die Daten für die künftige Geldpolitik bedeuteten. Die Renditen für amerikanische Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit gaben deutlich von mehr als 2,7 Prozent auf 2,62 Prozent nach. Manche Analysten sahen nun eine größere Unsicherheit, ob die Notenbank Federal Reserve schon im September mit der Rücknahme der Anleihekäufe beginnen werde.

Ted Wieseman von Morgan Stanley erwartet dagegen keinen entscheidenden Wandel im Fed-Ausblick, weil viele andere Indikatoren auf eine sich beschleunigende Wirtschaft hinwiesen. Erst am Donnerstag hatte der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den Vereinigten Staaten sich deutlich verbessert. Andere Ökonomen wie Harm Bandholz von Unicredit betonten, dass der Arbeitsmarkt der wirtschaftlichen Erholung noch hinterherlaufe. Bandholz erwartet, dass die Erholung am Arbeitsmarkt im zweiten Halbjahr die Gesamtwirtschaft deutlich stützen werde. Im ersten Halbjahr war die Wirtschaft auf ein Jahr hochgerechnet nur um 1,4 Prozent gewachsen.

Spielraum für die Federal Reserve

In den vergangenen zwölf Monaten sind in der amerikanischen Volkswirtschaft im Monatsdurchschnitt 189.000 neue Arbeitsplätze entstanden. Die Arbeitslosenquote lag vor einem Jahr noch bei 8,2 Prozent. Mit den nun erreichten 7,4 Prozent liegt sie nur noch weniger als 1 Prozentpunkt über der Marke von 6,5 Prozent, die die Federal Reserve als Wegmarke für eine Anhebung des Nullzinses gesetzt hat. Diese Marke dürfte 2015 erreicht werden. Es gibt aber Spekulationen, dass die Federal Reserve die Marke weiter senken wird, um mehr Spielraum zu erhalten, den Leitzins erst später zu erhöhen.

 

Quelle FAZ vom 3. August 2013