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16.02.2014

Die Erholung im Euro-Raum fasst Tritt

Mit einem BIP-Wachstum um 0,3% im vierten Quartal hat der Euro-Raum die Erwartungen leicht übertroffen. Für einen raschen Abbau der Arbeitslosigkeit wäre aber mehr nötig.

Die zögerliche wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum hat im vierten Quartal 2013 etwas an Dynamik und Breite gewonnen. Laut einer ersten Schätzung des EU-Statistikamts Eurostat ist das reale Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gestiegen (vgl. Grafik). Damit beschleunigte sich das Wachstum gegenüber dem dritten Quartal, und es lag leicht über den Erwartungen vieler Auguren. Im Vergleich zur selben Vorjahresperiode legte das BIP um 0,5% zu.

Rückgang im ganzen Jahr

Der Euro-Raum hat im zweiten Quartal 2013 aus der Rezession herausgefunden, doch liess die Dynamik im dritten Vierteljahr vorübergehend wieder nach. Für das ganze letzte Jahr ergibt sich wegen des negativen «Überhangs» aus dem Vorjahr und des schwachen Starts noch ein BIP-Rückgang um 0,4%. Letzterer entspricht genau der Herbstprognose der EU-Kommission vom November, nur die Verteilung auf die Quartale hat sich etwas verschoben. Die ganze EU (EU-28) schloss bei allen Werten etwas besser ab als der Euro-Raum: Das BIP stieg im Berichtsquartal gegenüber dem Vorquartal um 0,4% und gegenüber dem Vorjahresquartal um 1,0%, während es im ganzen letzten Jahr um 0,1% wuchs. Dies ist darauf zurückzuführen, dass mehrere Nicht-Euro-Staaten, darunter Grossbritannien und einige osteuropäische Länder, überdurchschnittlich zugelegt haben.

Experten warnen indessen vor zu viel Euphorie: Nach der langwierigen Rezession werde es höhere Wachstumsraten brauchen, damit die nach wie vor fast rekordhohe Arbeitslosigkeit rasch spürbar sinkt.

Auch wenn immer mehr Mitgliedstaaten auf den Erholungspfad einschwenken, bestehen noch grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern. Unter den 20 der 28 EU-Mitglieder, für die bereits Quartalsdaten vorliegen, reichte das Spektrum von einem Minus um 1,0% in Zypern bis zu einem Plus von 1,7% in Rumänien (vgl. Tabelle). Ins Gewicht fiel, dass erstmals wieder alle fünf grossen Euro-Staaten ein positives Wachstum auswiesen. Italien verzeichnete mit einem Plus gegenüber dem Vorquartal von 0,1% erstmals seit Mitte 2011 wieder ein Wachstum; Deutschland, Frankreich und Spanien meldeten Zuwächse um 0,4% bzw. 0,3%. Besonders kräftig an Fahrt gewonnen haben die Niederlande, die vor dem Hintergrund einer Immobilienkrise eine hartnäckige Rezession hinter sich haben: Der BIP-Zuwachs gegenüber der Vorperiode stieg von 0,1% im zweiten auf 0,7% im vierten Quartal. Während laut Angaben der nationalen Statistikämter die Wachstumsimpulse in Deutschland vor allem aus dem Export kamen, war in Frankreich der Beitrag der Binnennachfrage wichtiger als der Nettobeitrag des Aussenhandels. Angaben über die EU-weite Entwicklung der BIP-Komponenten wird Eurostat erst im März vorlegen.

Aufhellung in der Peripherie

Für Erleichterung sorgen Aufhellungen in den «Krisenländern». Portugal und Irland verzeichnen seit dem zweiten Quartal ansehnliche Wachstumsraten (wobei die Iren noch keine Daten für das letzte Vierteljahr vorgelegt haben), in Spanien hat die Erholung im dritten Quartal eingesetzt. Noch nicht so weit ist Zypern, doch hat sich hier in den letzten drei Vierteljahren wenigstens die Schrumpfung verlangsamt. Für Griechenland liegen keine Daten über das Wachstum gegenüber dem Vorquartal vor, sondern nur Vorjahresvergleiche. Diese zeigen ebenfalls eine Verlangsamung des Schrumpfprozesses: Im vierten Quartal ging das BIB gegenüber derselben Vorjahresperiode um 2,6% zurück, während es im dritten und im zweiten Vierteljahr noch 3,0% bzw. 3,7% gewesen waren.

NZZ vom 16. Februar 2014