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05.07.2014

Amerikas Arbeitslosenquote fällt überraschend

Die Lage am amerikanischen Arbeitsmarkt hat sich im Juni deutlich verbessert. Im Juni entstanden nach Angaben des Arbeitsministeriums 288.000 neue Stellen, weit mehr als die von Analysten prognostizierten 215.000. Die Arbeitslosenquote fiel von 6,3 auf 6,1 Prozent und liegt so niedrig wie zuletzt im September 2008. Das war der Monat, in dem die Investmentbank Lehman Brothers unterging.

An den Aktienmärkten an der Wall Street führten die robusten Arbeitsmarktdaten zu Höchstständen. Der Dow-Jones-Index stieg erstmals über die Marke von 17.000 Punkten und schloss 0,5 Prozent im Plus mit 17.069 Punkten. Der Dollar gewann an Wert und wurde um 1,361 Euro gehandelt. Dazu trug bei, dass die Europäische Zentralbank an der monetären Lockerung festhielt.

Der robuste Arbeitsmarkt erhöht den Erklärungsbedarf für die Notenbank Federal Reserve, die eine erste Zinserhöhung erst im kommenden Jahr sieht. Mit 6,1 Prozent liegt die Arbeitslosenquote schon da, wo die Fed sie erst am Jahresende  erwartet. Sie liegt nur noch wenig von der inflationsneutralen Arbeitslosenquote entfernt, die die Fed bei etwa 5,4 Prozent veranschlagt. Bislang argumentiert die Mehrheit im Offenmarktausschuss, dass der Fall der Arbeitslosenquote überzeichnet ist, weil viele enttäuschte Arbeitslose derzeit keine Stelle suchen und statistisch nicht mehr erfasst werden. Im Juni griff diese Erklärung aber nicht mehr. Volkswirte wie Ted Wieseman von Morgan Stanley verweisen als Signal für die Stärke des Arbeitsmarktes zudem darauf, dass die durchschnittlichen Stundenlöhne zuletzt mit auf ein Jahr gerechnet 3 Prozent zulegten.

Das Arbeitsministerium setzte am Donnerstag zugleich den Stellenzuwachs für die beiden Vormonaten nach oben. Im Schnitt der vergangenen sechs Monate entstanden 231.000 neue Stellen im Monat. So gut entwickelte der Stellenaufbau sich zuletzt im Frühjahr 2006. Die Analysten der Commerzbank sehen Amerika schon auf dem Weg zum besten Jahr am Arbeitsmarkt seit 1999. Der Stellenaufbau zog sich quer durch alle Wirtschaftsbereiche, überdurchschnittlich stark wuchs die Beschäftigung im Dienstleistungsbereich. Analysten vermerkten als besonders erfreulich, dass die öffentliche Hand und vor allem Bundesstaaten und Kommunen ein Plus von 26.000 meldeten. Damit zeichnet sich womöglich auch hier eine Kehrtwende ab.

Auch andere Konjunkturindikatoren waren am Donnerstag positiv. Das amerikanische Außenhandelsdefizit schrumpfte im Mai von 47 Milliarden auf 44,4 Milliarden Dollar, was auf eine Belebung der Weltwirtschaft und mehr Exportnachfrage hindeutet. Im ersten Quartal war die Wirtschaft nicht zuletzt wegen eines Exporteinbruchs geschrumpft. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für Dienstleister lag im Juni bei 56 Prozent (Mai: 56,3 Prozent) und zeigte damit robustes Wachstum an.

Quelle FAZ vom 5. Juli 2014