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10.05.2013

73 Millionen junge Arbeitslose weltweit

 Griechenland und Spanien mit über 50% die höchste Arbeitslosenquote: Anstehen vor einem Arbeitsamt in der Nähe von Barcelona. (Bild: Reuters / Albert Gea)

In den meisten Industriestaaten, in Nordafrika und im Nahen Osten steigt die Zahl junger Arbeitsloser seit dem Beginn der Wirtschaftskrise kontinuierlich an. Erst 2016 erwartet die ILO in diesen Regionen Besserung.

jpk. Genf ⋅ Die Zahl junger Arbeitsloser (15–25 Jahre alt) bleibt mit 73,4 Millionen auch 2013 auf einem hohen Niveau, wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem am Mittwoch in Genf veröffentlichten Bericht «Global Employment Trends for Youth 2013» mitteilt. Mit 12,6% verharrt die weltweite Quote in diesem Jahr praktisch auf dem Höchstniveau, das 2009 mit 12,7% erreicht worden ist. Wegen der anhaltenden wirtschaftlichen Ungewissheit rechnet die ILO mit einem weiteren Ansteigen der Quote auf 12,8% bis zum Jahr 2018. Eine leichte Verbesserung der Lage in den Industriestaaten dürfte durch eine Zunahme der Zahl junger Arbeitsloser in den Entwicklungs- und Schwellenländern neutralisiert werden.

Von steigenden Arbeitslosenzahlen bei jungen Arbeitskräften waren in den vergangenen Jahren vor allem die Industriestaaten und die Regionen des Nahen Ostens und Nordafrikas betroffen. Dagegen stieg die Zahl der Arbeitslosen in Regionen wie Ost- und Südostasien sowie in Lateinamerika und den Staaten der GUS nur langsam an oder entwickelte sich sogar rückläufig.

18,1 Prozent in Industriestaaten

In den Industriestaaten ist die Zahl der jungen Arbeitslosen seit dem Beginn der Krise 2008 um 24,9% angestiegen. 2013 belief sich die Arbeitslosenquote für junge Personen in dieser Staatengruppe auf 18,1%, das ist der grösste Wert seit Jahrzehnten. Die höchsten Quoten wurden in Griechenland und Spanien mit über 50% und in Portugal und Italien mit mehr als einem Drittel registriert. Wegen der nur zögerlich verlaufenden Erholung in den USA und in der EU rechnet die ILO erst 2016 mit einem Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit in den Industriestaaten unter die Marke von 17%. Gleichzeitig weist die Uno-Organisation darauf hin, dass auch innerhalb der Gruppe der Industriestaaten nicht alle Länder von steigenden Arbeitslosenzahlen betroffen sind. In Deutschland, der Schweiz und Israel ging die Zahl junger Personen ohne Arbeit seit 2008 sogar zurück.

Die höchsten Arbeitslosenquoten unter jungen Arbeitnehmern wurden 2013 aus den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas gemeldet. Im Nahen Osten kletterte die Quote wegen der anhaltenden Unruhen und Kriegswirren im Zusammenhang mit dem «arabischen Frühling» auf 28,3% und in den Ländern Nordafrikas, die auch unter den Folgen von politischen Unruhen zu leiden haben, auf 23,7%. Wegen der ungewissen politischen Entwicklung in der Region wird in naher Zukunft nicht mit einer Besserung in diesen Staaten gerechnet.

9,3 Prozent in Südasien

Im Vergleich zu den Industriestaaten ist die Arbeitslosenrate in Südasien mit 9,3% und in Ostasien mit 9,5% praktisch nur halb so hoch. Dies hängt nach Angaben der ILO vor allem mit der dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung in Asien zusammen, dann aber auch mit der Tatsache, dass junge Arbeitnehmer in ärmeren Ländern eher bereit sind, irgendeine Arbeit anzunehmen, als in wohlhabenderen Ländern. Deshalb warnt die ILO auch vor einer Überbewertung der Tatsache, dass die Arbeitslosenraten in den afrikanischen Staaten südlich der Sahara relativ niedrig sind. In diesen Ländern seien die meisten Leute dazu gezwungen, jegliche Art von Arbeit anzunehmen, wenn sie überleben wollten.

 

Quelle: NZZ vom 8. Mai 2013